Bis nach Indien musste ich reisen, um meine erste Yogastunde zu nehmen. In aller Herrgottsfrühe hieß es: Aufstehen! Das war fies. Doch die Philosophie dahinter hat mich beeindruckt.
„Oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥtát savitúr váreniyaṃ…“ – Nein, so wirklich auswendig singen kann ich das Gayatri-Mantra auf Sanskrit auch nach vier Tagen immer noch nicht. Und das, obwohl ich schon immer um kurz nach 5 aufgestanden bin, um von 6 bis 8 Uhr am Morgen Yoga zu machen. Bei einer echten indischen Yogalehrerin. Umgeben von Indern, die teilweise genauso wie ich unter den Yogaübungen ächzen. Immerhin. Wir leiden gemeinsam.
Was ich dabei festgestellt habe: Viele dieser Übungen, Asanas genannt, kannte ich schon – aus dem Schulsport. Vor allem die Dehnübungen erinnerten mich sehr daran. Leider hat das auch nichts geholfen, gezogen hat es trotzdem.
Die Yogaerfahrung war aber dennoch besonders. Denn neben den Übungen steckt dahinter ja noch eine ganze Lebensphilosophie. Auch wenn die Tipps irgendwie auch nicht so ganz neu waren: Viel Schlaf, gesundes Essen, viel Trinken. Sinn machen sie aber allemal.
Und eins merke ich mir: „Keep smiling“ – das hat uns die Yogalehrerin ständig gesagt, vor allem bei richtig fiesen Übungen klappt das gar nicht bei mir. Aber ich bleibe dran. Für irgendwas sind die Gymnastikmatten in unserer Wohnung ja gut.
Ein anstrengender Sonnengruß
Einige der Asanas haben mich besonders begeistert. Vor allem der „Sūrya Namaskāra“ – der bekannte Sonnengruß. Eine Abfolge von mehreren Haltungen, die mit der Atmung ausgeführt werden. Am Anfang geht das langsam noch ganz gut. Wechselt man aber wirklich bei jedem Ein- und Ausatmen, komme ich richtig ins Schwitzen.
Yoga lebt für mich – soweit ich das nach einer Woche beurteilen kann – aus der spannenden Kombination aus Übungen, Meditation, Lebensstil und ein bisschen Spiritualität.
Und so hat auch das Gayatri-Mantra, das wir immer am Ende der Yogastunde aufgesagt haben, eine tiefere Bedeutung. Es ist für viele Hindus das tägliche Gebet. Es richtet sich nicht an eine spezielle Gottheit, sondern an die Sonne. Der Wunsch dahinter ist, dass alle Lebewesen eine höhere Weisheit erfahren.
oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tát savitúr váreniyaṃ
bhárgo devásya dhīmahi
dhíyo yó naḥ pracodáyāt
—
Om, dem Schöpfer und den Geschöpfen Heil,
möge die Sonne das beleuchten
auf den Glanz Gottes konzentrieren wir uns
Möge uns diese Meditation in Bewegung setzen
Sehr schön fand ich auch den Gruß „Hari Om“. In Ashrams wird er als Grußformel verwendet. Wir haben damit meditiert. Unsere Yogalehrerin hat erklärt, dass wir damit die Energie, die wir durch das Yoga für den Tag bekommen, in unseren sieben Chakren (also Energiezentren) in der Wirbelsäule speichern können. Ich hoffe sehr, das klappt.
Wir machen uns jetzt auf den Weg in den Urlaub. Zehn Tage durch den Bundesstaat Kerala. Es warten Tiger, Elefanten und Teeplantagen. Was genau uns da passiert, schreibe ich dann in einigen Wochen. Neue Beiträge wird es aber in der kommenden Woche trotzdem geben.
Und ich übe auf der Reise fleissig weiter das Gayatri-Mantra: „Oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥtát…“
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