Vanakkam ist Begrüßung und Abschied zugleich, Nandri heißt „Danke“ und Pothum bedeutet „Genug“. Soweit so leicht. Aber das Tamil hat durchaus seine Eigenheiten. Immerhin hatte es tausende Jahre Zeit für die Entwicklung.
Onkel oder Ehemann – ein Allroundwort in Tamil habe ich wohl schon gelernt. Und es ist sehr einfach zu merken: „Mama“. Innerhalb von 24 Stunden bin ich relativ zu Beginn meiner Reise über diese Bedeutungen gestolpert. Ein bisschen irritierend war das schon. „Papa“ auf Tamil bedeutet übrigens Baby.
Aber im Tamil bin ich schon einiges gewohnt. „Tata“ ist sowohl ein indischer Großkonzern, bedeutet aber auch Opa (wenn auch in der Transkription leicht anders geschrieben). Unsere Mama bedeutet „Amma“, „Ama“ mit einem M ist aber „Ja“. Da muss man ganz schön aufpassen bei der Aussprache.
Alte Sprache mit vielen Einflüssen
Die Menschen hier in Tamil Nadu und in Sri Lanka, wo die Sprache gesprochen wird, sind sehr stolz auf ihr Tamil. Sie hat eine durchgehende Literaturgeschichte von über 2000 Jahren. Ist also sehr alt. Sie gehört zu sogenannten dravidischen Sprachfamilie aus insgesamt 27 Sprachen im südindischen Raum. Das große Alleinstellungsmerkmal des Tamil ist aber: Es hat im Vergleich relativ wenige Wörter aus dem Sanskrit übernommen.
Sehr spannend finde ich die weitere Entwicklung der Sprache. Denn inzwischen enthält sie sehr viele Lehnwörter aus dem Englischen. Klar, denn von Tamil Nadu (genauer von Chennai) aus begannen die Briten die Kolonialisierung Indiens. Beispiele sind „reyil“ für Eisenbahn oder „ṭelipōṉ“ für den Fernsprecher.
Verdrehte Sätze
Und auch die Satzstellung ist eine ganz andere. Das merke ich immer wieder, wenn ich die Kinder in Englisch unterrichte – da gilt wie bei uns: Subjekt, Prädikat, Objekt. Die Kinder drehen das aber gerne um. Wer würde es ihnen verdenken? Denn im Tamil ist die Satzstellung Subjekt, Objekt, Prädikat.
Ein Beispiel aus der Wikipedia:
அவன் | என் நண்பன் | இல்லை. | |
avaṉ | eṉ naṇpaṉ | illai. | |
er | mein Freund | nicht-ist. | |
Auf Deutsch: Er ist nicht mein Freund. |
Es gibt übrigens ein paar wenige Lehnwörter aus dem Tamil im Deutschen. Zum Beispiel Kattamaran (von kaṭṭu – Band und maram – Baum), Paria (eigentlich eine Trommlerkaste) oder Curry – kommt vom tamilischen Wort kaṟi. Ob das aber nun „Gemüse“, „Fleisch“ oder „gekocht“ bedeutet – darüber streitet das Internet.
Meine Gastmutter hat mir neulich von einer indischen Lehrerin erzählt, die im Radio interviewt wurde. Sie lebte 18 Jahre lang in Deutschland und unterrichtet heute Deutsch in Indien. Sie sagt, Deutsch und Tamil seien ähnlich. Dann glaube ich das mal.
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