Hyderabad. Die Hauptstadt eines neugegründeten Bundestaates steht wohl wie keine andere für die IT-Industrie in Indien. Mein Besuch dort zeigt aber, dass die Stadt mehr zu bieten hat: Eine spannende, greifbare Geschichte. Und ein ganz bekanntes Reisgericht.
Es ist ein mühevoller Aufstieg auf das Golkonda Fort. Über ungesicherte Steinstufen, rutschige Felsen und steile Abhänge geht es nach oben. Dorthin, wo früher der am meisten gesicherte Teil der Befestigungsanlange war, für die wichtigsten Leute. Mit einem atemberaubenden Blick über die ganze Umgebung. Von 1512 bis 1687 war das Fort die Hauptstadt des Sultanats Golkonda.
Heute locken die Ruinen bei Hyderabad die Besucher an. Etwa 45 Minuten fährt man aus der Stadt hierher. Besonders bekannt ist die Anlage wegen ihrer Akustik. Von einem Tor aus, sind Geräusche noch einen Kilometer weiter zu hören – auf dem höchsten Punkt der Anlage. So konnte im Angriffsfall schnell gewarnt werden. Größtenteils stammt das Fort aus dem 16. Jahrhundert, manche Teile sind aber auch noch älter. Reich waren die Herrscher über das Fort und die Umgebung wegen Diamanten, die in Minen geschürft wurden.
Hyderabad heute gehört neben Bangalore und Pune zu den großen drei indischen IT-Städten. Im liebevoll „Cyberabad“ bezeichneten Ort haben zahlreiche Internetunternehmen ihre Dependancen. Außerdem ist die viertgrößte Stadt Indiens die Hauptstadt des 2014 gegründeten Bundesstaates Telangana.
Spannende Zukunft, Spannende Vergangenheit
Wie das Golkonda Fort zeigt, hat Hyderabad aber auch eine spannende Geschichte.
Der zentrale Ort in der Altstadt ist das Charminar. Es steht inmitten einer Kreuzung von Hauptverkehrsstraßen. Der Name kommt von der Zahl Vier auf Hindi und der Wort Minar für Turm. Das Gebäude ist ein Wahrzeichen für die Gründung Hyderabads. Jeder der Türme endet mit einem Minarett, auf einem Stockwerk ist die älteste Moschee der Stadt untergebracht. Das hier persischer Baustil am Werk war, kann auch niemand leugnen.
Die größte Moschee von Hyderabad liegt gleich gegenüber. In der Mecca Masjid (Mekka-Moschee) können bis zu 10.000 Gläubige gleichzeitig beten. Sie ist damit die zweitgrößte Moschee Indiens und eine der größten der Welt. Trotzdem sind die Sicherheitsmaßnahmen niedrig. Ich komme weit vor den offiziellen Öffnungszeiten rein, niemand interessiert sich dafür, dass der Metalldetektor bei mir anschlägt – und meinen Rucksack muss ich auch nicht abgeben, wie überall geschrieben steht.
Eine Straße weiter lockt das nächste Highlight von Hyderabad. Der Chowmahalla Palace. Wieder steckt hier das Hindi-Wort Char für vier drin – und Mahalla für Palast (vergleiche Taj Mahal). Der Palast stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, wurde aber bis zum 20. Jahrhundert immer mehr erweitert. Die Familie Nizam regierte Hyderabad noch bis 1949. Der jetzige Thronfolger hat sich dem Kampf für bessere Bildung verschrieben, nachdem er nichtmehr regieren muss. Die Räume bieten einen tollen Einblick in verschiedene Architekturstile – persisch, indo-sarazenisch und europäisch – die Ausstattung ist prunkvoll.
Ein weiteres Wahrzeichen von Hyderabad habe ich am Abend besucht. Den Hussain Sagar-See. Auf einer kleinen Insel im See steht seit 1992 eine der weltweit größten Buddhastatuen. 17,50 Meter ist sie hoch, über 300 Tonnen schwer. Das Schiff, das die Statue Anfang der 90er-Jahre auf eine kleine Insel im See transportieren sollte, sank. Die Statue konnte aber unbeschädigt geborgen werden.
Nach diesem traumhaften Anblick lockte noch das letzte Highlight von Hyderabad: Das würzige Reisgericht Chicken Biryani.
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