Sie sind billig, oft brechend voll und manchmal sogar bequem: Busse in Indien. Was in Deutschland erst seit kurzem ein Trend ist, bringt die Menschen hier schon lange über weite Strecken von A nach B.

Der Fahrtwind, der durch die offenen Fenster bläst – zumindest wenn man fährt und nicht im Stau steht. Die Tickets, die die Passagiere direkt bei einem Schaffner mit modernem Quittungsdrucker kaufen können, muss ja alles seine Ordnung haben. Und dann dieses leichte Kribbeln, wenn Tuk-Tuks, Motorräder und Lastwagen draußen an den offenen Türen in teils halsbrecherischem Tempo vorbeiziehen. Dazu das dauernde Aufdröhnen der Hupe in verschiedenen Tönen.

Irgendwie mag ich Busfahren in Indien.

Billig, und manchmal auch schnell

Es ist auch einfach die billigste Art hier herumzukommen. Für etwa 100 Rupien (also unter zwei Euro) kommt man 200 Kilometer weit. Und die Auswahl an Routen ist riesig. Der Busbahnhof in Vellore, dem nächsten größeren Ort neben unserem Dorf ist vollgepackt mit Bussen, die in alle Richtungen fahren. Teilweise von privaten Firmen, zum großen Teil aber dominiert von den grünen Government-Bussen.

Laut Wikipedia bilden die staatlichen Busse hier im Bundesstaat Tamil Nadu die größte staatliche Busflotte der Welt – mit über 21.000 Fahrzeugen.

Die Aufschrift macht’s

Aber es gibt nicht einfach „nur“ Busse in Indien. So unterschiedlich das Land, so auch seine Busse. Das zeigt schon die Aufschrift vorne auf den Fahrzeugen: Express, Super-Fast, Deluxe, Ultra-Deluxe, Nonstop. Manche Busse halten in jedem kleinen Dorf, fahren über hoplrige Landstraßen, andere brettern über die Highways und halten nur ein paar Mal auf ihrer Strecke.

In manche Bussen stehen zusätzlich fast noch einmal so viele Leute, wie auch auf den engen Sitzbänken Platz finden. In anderen gibt es edle Zweierreihen mit dickem Polster. Und das ist wohlgemerkt nur der Unterschied der staatlichen Busse. Es gibt außerdem Nachtbusse mit umklappbaren Sitzen und Schlafkojen, oder Expressbusse mit Klimaanlage. Die kosten dann mehr.

Ein staatlicher Bus in Pondicherry

Ein staatlicher Bus in Pondicherry

Doch voll ist auch okay. Denn es ist schon ganz cool, mal auf so einer Treppe zu hängen, wenn der Bus weiterfährt. Und ein paar Zentimeter weiter einfach die Welt vorbeizieht, ohne Geländer oder Tür. Hab ich einmal gemacht, muss aber jetzt nicht immer sein. Die Inder ertragen das mit einer stoischen Gelassenheit. Genauso wie das Ein- und Aussteigen, das in vielen Bussen bei Langsamfahrt passiert – wozu auch stehenbleiben?

Ein bisschen cool und ein bisschen Nervenkitzel: Die offenen Bustüren

Ein bisschen cool und ein bisschen Nervenkitzel: Die offenen Bustüren

Am meisten fasziniert hat mich aber, als während einer solchen Langsamfahrt bei einer Haltestelle sogar noch Säcke, balanciert auf dem Kopf, auf das Dach geladen wurden, über eine Leiter am Heck des Busses. Der Schaffner signalisiert dem Busfahrer übrigens mit einer Trillerpfeife oder Glocke, wenn er halten soll, oder alle Fahrgäste an einer Station eingestiegen sind und er weiterfahren kann.

„Horn OK“

Die Geschichte mit dem dauernden Hupen ist noch eine ganz besondere. Weil hier ja jeder den Platz auf der Straße ideal ausnutzt, werden aus drei offiziellen Spuren schnell fünf. Für Fahrzeuge, die langsamer sind und überholt werden ist das schnell unübersichtlich. Auf den meisten Lkw  oder Autorikschas steht deshalb hinten: „Horn OK“ oder „Sound Horn“. Die Fahrer sollen den Überholvorgang von hinten mit einem Hupen ankündigen. Und weil Busse meist sehr schnell unterwegs sind und häufig überholen, hupen sie auch sehr oft.

„Sound Horn“-Aufschrift auf einem Lkw

„Sound Horn“-Aufschrift auf einem Lkw

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