Tempel, Tee, Tiere – darum geht’s im ersten Teil meines (jetzt mal klassischen) Reiseberichts aus Kerala. Eine Woche waren wir in dem Bundesstaat unterwegs und haben viel erlebt.
Bergwanderungen im Kühlen, Teeplantagen bis zum Horizont und einer der größten Tempel des Bundesstaats Tamil Nadu. Eine Woche waren meine Mitfreiwilligen und ich im Urlaub. Die Schüler hatten in dieser Zeit ihre Abschlussklausuren und ab dieser Woche sehen wir uns wieder in der Summer Class.
Ich will aber in den kommenden Blogposts ein bisschen beschreiben, was ich erlebt habe in einer Woche Kerala und Mumbai. Diesmal wird’s sehr Reisebloglastig, ich versuche mich wieder zu bessern 😉
Begonnen hat unser Trip am Freitagabend in Chennai, nach vier Stunden Busfahrt. Dort bestiegen wir um 23 Uhr einen Zug, mit dem wir über Nacht nach Madurai fuhren. Meine erste indische Zugfahrt. Bahnreisen hat hier wirklich was, darüber werde ich nochmal bloggen. Hier schonmal ein Blick auf die gesamte Route:
Mein erster Tempel ist gleich mal riesig
Madurai ist eine der ältesten Städte Südindiens. Bekannt ist sie vor allem für ihre riesige Tempelanlage, den „Minakshi-Tempel“. Über sechs Hektar erstrecken sich drei konzentrische Bereiche um die Hauptschreine, in die Nichthindus keinen Zutritt haben. Besichtigen konnten wir aber die zahlreichen Säulenhallen, den Tempelbasar und den Tempelteich.
Sehr witzig (also eher ironisch) war, dass Foreigner (also wir) auf einer Seite des Tempels Eintritt zahlen sollten, auf einer anderen, dann nicht – es liegt auf der Hand, welchen Eingang wir benutzt haben. Das ist Indien.
Der Blickfänger sind die zwölf Tortürme (Gopuram), die hoch in den Himmel über Madurai aufragen und das Stadtbild prägen. Der Legende nach sollen die Göttin Minakshi (bekannter ist der Name Parvati) und der Gott Shiva in Madurai geheiratet haben.
Vier mehr Zeit hatten wir in Madurai nicht. Nach dem Tempel und einem kurzen Frühstück ging es weiter zum Busbahnhof, denn das Ziel für den ersten Tag hieß „Kühle“. Wir wollten im Bundestaat Kerala ankommen, im Ort Munnar.
Tee, Tee, Tee soweit das Auge reicht
Sightseeingtechnisch bietet der Ort eigentlich recht wenig, für Naturliebhaber (und Hitzeflüchtlingen, wie uns) ist er trotzdem das Paradies. Kilometerlange Teeplantagen umgeben den Ort, der auf etwa 1500 Metern Höhe liegt. Es ist kühl, ab und an bedecken Wolken die Sonne. Zustände, die wir in unserem kontinentalen Klima mitten im Bundesstaat Tamil Nadu vermissen.
Schon die Briten nutzten während der Kolonialzeit Munnar zur Erholung, es ist eine sogenannte „Hill Station“. Dort zogen sich im Sommer hohe Beamte und Militärs zurück, ich kann sie verstehen. Heute werden diese Orte oft touristisch genutzt.
In Munnar wanderten wir durch Teeplantagen, bestiegen einen 2000 Meter hohen Berg und genossen dort den tollen Ausblick. Danach ging es ins Teemuseum, wo ich gesehen habe, wie Tee getrocknet und gemahlen wird. Der Führer war wirklich sehr überzeugt von seinem Produkt und hat es bestimmt eine Viertelstunde lang in allen seinen Vorzügen für den Körper angepriesen. Und natürlich gab’s danach leckeren Grüntee zum Verkosten. Ersetzen konnte er mein normales Wasser über den Tag verteilt allerdings nicht, so wurde es uns aber empfohlen.
Wenig Geld für viel Tee
Für die Region ist das Getränk ein riesiger Wirtschaftsfaktor. 45.000 Menschen arbeiten in und um Munnar für den Tee. 20.000 davon sind Frauen, die zumeist auf den Plantagen den Tee pflücken. Für 25 Kilogramm bekommen sie 300 Rupien – also etwa vier Euro. Man bedenke, wie wenig in einem Teebeutel landet (den die Inder hier natürlich sowieso nicht gut finden – richtig aufbrühen ist die Ansage).
Abends ging es für uns dann über die Munnar Flower Show, eine Open-Air-Ausstellung mit Tanzaufführungen, die eine Woche Ende April stattfand.
Im Tuktuk durch den Nebel
Spannend und ein bisschen lebensmüde war danach die Heimfahrt mit dem Tuktuk. Zehn Kilometer mussten wir zurücklegen, bei Tag dauerte das etwa eine halbe Stunde. Aber jetzt war es stockdunkel. Straßenbeleuchtung gab es keine, dafür aber jede Menge Nebel. Alle paar Minuten mussten wir anhalten und die Frontscheibe des Tuktuks wischen. Der Fahrer rutschte während der Fahrt auf seinem Sitz von links nach rechts, um an den Seiten hinauszuschauen, worauf er gerade zufuhr.
Aber: Wir haben überlebt.
So konnten wir auch noch morgens um 7 Uhr im Periyar-Nationalpark in einer Bootstour auf die Suche nach Tigern und Elefanten gehen. Es blieb bei der Suche.
Im kommenden Blogpost berichte ich über die Backwaters in Aleppey und das Leben in Kerala.
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